Zukunft der Planung: Ein UX-Konzept mit künstlicher Intelligenz

Die Challenge
Die klassische Projektplanung im Maschinen- und Anlagenbau folgt meist starren Prozessen und bietet wenig Raum für dynamische Anpassungen. Das Ziel war es, ein völlig neues Produkt zu entwickeln, das diese Planung von Grund auf neu denkt. Mit moderner UX/UI, KI-Unterstützung und einem klaren Fokus auf Effizienz, Transparenz und Benutzerfreundlichkeit.
Da es sich um ein komplett neues Produkt handelt, begann das Projekt mit einer Product Discovery Phase, in der Annahmen, Hypothesen und strategische Grundlagen systematisch untersucht wurden.
Meine Rolle
Als UX/UI Designer war ich von Beginn an in die Konzeption, mit Verantwortung für die User Research, die Hypothesenvalidierung, die Definition der Produktstrategie und die Entwicklung erster Konzepte und High-Fidelity-Designs, eingebunden. Mein Ziel war es, ein tiefes Verständnis für reale Bedürfnisse der Zielgruppe zu schaffen und diese Erkenntnisse methodisch in das Produktdesign einfließen zu lassen.
Hypothesen & Priorisierung
Zu Beginn habe ich alle bestehenden Annahmen gesammelt, die wir aus unserer bisherigen Erfahrung in der Softwareentwicklung für den Maschinen- und Anlagenbau ableiten konnten. Um sie zu priorisieren, nutzte ich den ICE Score. Eine Methode, die Annahmen nach Impact (Wirkung), Confidence (Sicherheit) und Ease (Umsetzbarkeit) bewertet.
So entstand eine priorisierte Liste von Hypothesen, die als Grundlage für die nächsten Schritte diente: die Validierung durch Nutzerinterviews.


Vorbereitung der Interviews
Für die Interviews habe ich gemeinsam mit dem Marketing potenzielle Kunden identifiziert und zu Gesprächen eingeladen. Anschließend habe ich den Interviewleitfaden entwickelt, indem ich die Kernfragen direkt aus unseren Hypothesen abgeleitet habe: Welche Annahmen müssen überprüft werden? Welche Probleme, Erwartungen oder Wünsche sollen sichtbar werden?
Dabei war mir wichtig, die Fragen offen und explorativ zu formulieren, nicht als einfache Ja-oder-Nein-Fragen, sondern so, dass sie tiefergehende Einblicke in Denkweisen, Abläufe und Entscheidungsprozesse ermöglichen. Den Leitfaden habe ich klar strukturiert: mit einem Einstieg zum Aufwärmen und Einordnen, einem Hauptteil mit den inhaltlichen Hypothesenfragen und einem Abschluss, in dem die Teilnehmenden ihre Einschätzungen priorisieren konnten.

Die neun Interviews fanden als einstündige Online-Meetings über Microsoft Teams statt, die ich moderierte. Währenddessen habe ich Notizen und Transkripte erstellt, um alle Antworten detailliert auswerten zu können.

Auswertung & Erkenntnisse
Bei der Auswertung der Interviews bin ich in mehreren Schritten vorgegangen. Zunächst habe ich alle Aussagen transkribiert und in einer Datenmatrix gesammelt, um einen vollständigen Überblick über die Antworten zu erhalten. Anschließend habe ich Themencluster gebildet, also wiederkehrende Muster, Probleme oder Chancen, die sich über mehrere Interviews hinweg gezeigt haben.
Mit den neun Interviews konnte ich eine gute Balance zwischen Datenbreite und -tiefe erreichen: Dadurch ließen sich sowohl klare Trends als auch einzelne Ausreißer erkennen, die auf neue Potenziale hinwiesen. So konnte ich gezielt identifizieren, welche bestehenden Prozesse in der Projektplanung hinderlich sind und wo der größte Mehrwert durch Automatisierung, KI oder verbesserte Usability entstehen kann.

Validierung & Strategieentwicklung
Die gewonnenen Erkenntnisse halfen, bestehende Annahmen gezielt zu validieren: einige Hypothesen wurden bestätigt, andere widerlegt oder angepasst. Darauf aufbauend entstand ein Vision Breakdown (Was soll langfristig erreicht werden?) und ein Mission Breakdown (Wie kommen wir dort hin?).
Diese Elemente halfen dabei, eine klare Produktstrategie zu formulieren.


Im nächsten Schritt definierte ich Jobs to Be Done, also Aufgaben, die Nutzer mit dem Produkt erledigen wollen, und formulierte High- und Low-Capabilities, um zu priorisieren, welche Funktionen sofort nötig sind und welche später folgen können.
Aus UX-Sicht helfen diese Methoden, sicherzustellen, dass Designentscheidungen immer auf reale Nutzerziele zurückzuführen sind, anstatt rein technisch oder businessgetrieben zu entstehen.

Vom Konzept zur Produktstruktur
Alle Erkenntnisse habe ich in ein Business Model Canvas überführt, ein strategisches Framework, das Geschäftsmodell, Zielgruppen, Nutzenversprechen und Kanäle visuell abbildet. Für UX ist das Canvas essenziell, um Designentscheidungen im Kontext der Gesamtstrategie zu treffen: Wer sind die Nutzer? Welchen Mehrwert bietet das Produkt? Wie entsteht Nutzen im Alltag?

Darauf basierend entstanden erste Grobkonzepte und Wireframes, die ich gemeinsam mit dem Team besprach. Durch weitere Interviews und internes Feedback entwickelte ich daraus High-Fidelity-Designs, die zentrale Interaktionen und KI-unterstützte Funktionen visualisierten.

UX-Konzept & KI-gestützte Interaktion
Im UX-Konzept stand im Mittelpunkt, wie Projektplaner zukünftig intelligente Unterstützung durch KI erhalten können, ohne dabei die Kontrolle über ihre Planung zu verlieren.
Zentrales Element ist ein KI-Chatbot, der den Planer aktiv bei der Lösung komplexer Planungssituationen unterstützt. Ein Beispiel: Wenn ein Fertigungsauftrag mit dem aktuellen Projektplan nicht rechtzeitig geliefert werden kann, erkennt die KI diesen Konflikt und schlägt alternative Szenarien vor, etwa durch Umschichtung von Ressourcen oder Anpassung von Terminen.


Alle vorgeschlagenen Änderungen werden transparent visualisiert, sodass der Nutzer nachvollziehen kann, welche Auswirkungen eine Umplanung auf andere laufende Projekte hat.
Neben der KI-Unterstützung ist auch manuelles Eingreifen jederzeit möglich: Der Planer kann per Drag-and-Drop Termine und Ressourcen verschieben und erhält unmittelbar eine Vorschau der Konsequenzen, um informierte Entscheidungen zu treffen.
Dieses Zusammenspiel von automatisierter Intelligenz und menschlicher Kontrolle bildet die Basis für eine neue, flexible und zukunftsorientierte Art der Projektplanung.

Zusammenarbeit & Dokumentation
Die gesamte Konzeption erfolgte in enger Abstimmung mit dem Produktmanagement. Alle Konzepte, Flows, Informationsarchitekturen und Interaktionsideen wurden transparent in Confluence dokumentiert, sodass alle Beteiligten jederzeit Zugriff auf den aktuellen Stand hatten.
Dieser dokumentierte, kollaborative Prozess bildet die Grundlage für die nächsten Phasen: die Validierung der Prototypen, den Proof of Concept und die spätere Entwicklung.

Ergebnis & Impact
Das Projekt befindet sich aktuell in der Konzeptionsphase, doch bereits jetzt zeigt sich, wie durch strukturierte UX-Methodik, hypothesengetriebenes Arbeiten und KI-basierte Interaktionskonzepte ein solides Fundament für ein innovatives Produkt geschaffen werden kann.
Mein Beitrag bestand darin, diesen Prozess methodisch aufzubauen, Nutzerperspektiven konsequent einzubringen und sicherzustellen, dass jedes Design- und Strategiedetail auf echten Bedürfnissen basiert, nicht auf Annahmen.